Troils

Kapi Tel 10

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Zehnter Abschnitt.

Von den Arbeiten und der Zeitrechnung der Isländer.

Die Isländer beschäftigen sich gewöhnlicher Weise fast überall mit der Fischerey und Viehzucht.

An den Küsten sind die Mannspersonen sowohl im Winter als im Sommer beständig auf dem Wasser, und wenn sie des Abends bey ihrer Zuhausekunft die Fische aufgeschnitten und ausgenommen haben, so überliefern sie solche den Frauensleuten, die solche trocken müssen. Des Winters, wenn das Wetter so übel ist, dass die Männer nicht zur See gehen können; müssen socleh auch das Vieh warten und Wolle spinnen, und des Sommers Heu mähen, Torf stechen, das was zur Feuerung nöthig ist hohlen, Schaafe und Böcke, die auf den Felsen verirrt sind, wieder suchen, und sich mit Schlachten beschäftigen.

Sie walken sich auch ihr Wadmal oder grobes Tuch selbst, wozu sie sich des Harns bedienen, den sie auch beym Waschen und Eintauchen, statt Seife und Asche gebrauchen. Die Mannspersonen bereiten auch Leder, wobey sie sich statt der Birkenrinde, des miad-urt, (Johanniswedel) (*) bedienen. Einige beschäftigen sich auch damit, dass sie in Gold und Silber arbeiten (**), und bringen es auch bisweilen in mechanischen Arbeiten ziemlich weit.

(*) Spiraea ulmaria.

(**) Ich habe in Island verfertigte getriebene Arbeit in Gold und Silber gesehen, die recht schön gearbeitet war. Auch sind mir dort nicht übel gestochene Pettschafte zu Gesicht gekommen.

Als einen Beweis dessen kann ich anführen, dass ein Bauer vor einigen Jahren einen Schlitten in Form eines Schiffes verfertigte, womit vier bis fünf Personen des Winters auf einem ebenen Felde seegeln konnten, nur Schade, dass da zween seiner Söhne an einem Sonntag mit diesem Schlitten von der Kirche nach Hause fahren wollten, sie sich umsegelten und das ganze Fahrzeug zerbrach.

An der Westseite des Landes machen sie von Treibholz weite Gefässe zu drey bis zwölf Tonnen, die nachdem sie gross sind, mit 4 bis 6 Reichsthaler bezahlt werden.

Die Frauensleute bereiten die gefangenen Fische, besorgen das Vieh und dessen Wartung, haben mit der Wolle und der Milch zu thun; nähen, spinnen und sammeln Eyer und Dunen. Wenn sie des Abends bey Licht arbeiten, haben sie, statt eines Stundenglases, Lampen mit Tocht von Fiva (†), (Schootenweiderich), in Thran eingetunkt, die so eingerichtet sind, dass sie vier, sechs bis acht Stunden brennen.

(†) Epilobium.

Ihre Arbeiten und Geschäfte sind gewissermassen durch ihr sogenanntes Rya-lag oder Dorfrecht sehr gut bestimmt, als worinn ihnen vorgeschrieben ist, wie viel Arbeit sie den Tag über verrichten müssen, womit sie doch jetzt selten mehr fertig werden, ob es gleich darinn nur Medelmans värk, d.i. die Arbeit eines Mannes von mittleren Kräften genannt wird. Nach dieser Vorschrift soll ein Kerl in einem Tag so viel Heu mähen, als auf 30 Klafter gemisteten Landes, und auf 40 Klafter ungemisteten Landes im Quadrat wächst, oder er soll auch 700 Stücken Torf stechen, 8 Fuss lang und 3 Fuss breit. Wenn so tiefer Schnee fällt, dass er den Pferden bis an den Bauch geht, welches quedshio heisst, soll er täglich für hundert Schaafe den Schnee wegschaufeln. Eine Dirne soll so viel Heu mit dem Rechen zusammenbringen, als drey Kerls mähen, oder sie soll des Tages drey Ellen Wadmal weben (*).

(*) Eine alte Isländische Elle war kleiner als die bis jetzt gebräuchlichen.

Dagegen ist einem Knecht an Lohn bestimmt: 4 Rthl. und zwölf Ellen Wadmal, einer Dirne 2 Rthl. und fünf Ellen Wadmal. Wenn sie vom Lande zum Fischen ausgeschickt werden; so wird ihnen nach eben dem Byalag bestanden, vom 25sten Septemb. bis den 14ten May, 6 Lispfund Butter und 18 Lispf. trockne Fische auf den Mann, welches viel zu seyn scheint; allein es ist auch das einzige, wovon sie leben müssen. Wenn sie aber zu Hause sind, und also Milch u.d. bekommen können; so wird auf einen Kerl nur 5 Pfund trockne Fische, und Dreyviertelpfund Butter auf die Woche bestanden.

Da die Zeitrechnung der Isländer nicht nach dem Lauf der Sonne, sondern nach ihren Arbeiten bestimmt ist; so ist hier vielleicht der beste Ort, auch davon etwas zu sagen (*).

(*) Nach den Nachrichten, welche uns Are Frode hinterlassen hat, zählten die Isländer auf jedes Jahr drey Hundert ganze Tage, und ausser drey Hundert Tagen, noch vier Tage eines vierten Hunderts. Denn sie machten in ihrer Rechnung einen unterschied zwischen einem grossen Hundert, welches aus zehnmal zwölf bestand, und also 120 ausmachte, und einem kleinen Hundert, das nur aus zehnmal zehn oder 100 bestand. Wenn die Isländer auf das Jahr drey ganze Hunderte Tage rechnen, so verstehen sie grosse Hunderte darunter, deren drey 360 Tage ausmachen; wozu sie noch vier Tage des vierten Hunderts zulegten, so dass also ihr Jahr aus 364 Tagen bestand. Da aber diese Rechnung nicht alnge bestehen konnte; so gab ihnen Thorsten Svartr den Rath, dass sie alle sieben Jahr im Sommer eine ganze Woche von sieben Tagen hinzufügen sollten. Man nahm diesen Vorschlag an; allein der Lagman Thorkel Måne und andere, welche mehr Einsicht hatten, kamen endlich übereins, dass jedes Jahr aus 365 Tagen bestehen sollte; das vierte Jahr sollte aber allemal ein Laupar, d.i. ein Schaltjahr von 366 Tagen seyn.

Ob sie gleich dort eben so, wie wir vier Jahrszeiten haben; so rechnen sie doch nur zwo, wovon der Sommer am Donnerstage vor dem dem 16ten April, und der Winter am Freytage vor dem 18ten October anfängt. Während der ersten Zeit verrichten sie ihre Sommerarbeiten, und während der andern nehmen sie ihre Winterbelustigungen vor. Diese zwo Jahrszeiten werden hernach eben so, wie bey uns in zwölf Monate eingetheilt; welche den gewöhnlichen Namen haben, in ihren alten Sagen aber, wie auch bey dem gemeinen Mann, heissen sie: 1. Midsvetrar, 2. Föstugans m. 3. Iafndaegra m. 4. Sumar m. 5. Fardagra m. 6. Nöttleysu m. 7. Midsumar m. 8. Hyanna m. 9. Adratta m. 10. Slaatrunar m. 11. Ridtidar m. 12 Skammdeigis m.

Tag und Nacht zusammen, wird nicht in gewisse Stunden, sondern in folgende acht Abtheilungen getheilt: Otta ist nach unserer Uhr um 3 des Morgens; Midur morgon oder Herdis rismal ist um 5 Uhr; Dagmal um halb 8; Haadeye um 11; Nonn um 3 Uhr Nachmittag; Midur afton um 6 des Abends; Nattmal um 8, und Midnatt um 12 Uhr in der Nacht.

Wenn sie wissen wollen, was die Uhr ist, so geben sie sowohl auf den Lauf der Sonne Acht, als sie sich auch dabey nach der Ebbe und Fluth richten; allein mehrentheils bedienen sie sich einer Kunst, den Lauf der Zeit an den Fingern auszurechnen (*).

Uhren werden bey ihnen selten gefunden, doch hat fast jeder Bauer ein Stundenglas.

(*) Hiebey bedienen sie sich häufig des Bischof Ion Arnesens Dactylismus ecclesiasticus oder Fingerreim. Kopenhagen 1738. in 8.


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