Kapi Tel 7
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Siebenter Abschnitt.
Von der Kleidertracht der Isländer.
Die Isländer haben ihre alte Kleidertracht in neuern Zeiten wenig oder gar nicht verändert. Sie ist zwar nicht zierlich und geputzt, aber doch nett und reinlich, und schickt sich sehr gut für das dortige Clima. Die Mannspersonen tragen allenthalben ein leinenes Hemde auf dem blossen Leib, und darüber ein Bootsmannswamms und weite Beinkleider. Wenn sie reisen, tragen sie noch einen kleinen Ueberrock (hempa) darüber, alles von schwarzen groben Tuch (vadmal); nur gebrauchen die Einwohner auf der Nordseite von Arnarfiord Kleider von weisser Farbe. Auf dem Kopf tragen sie einen dreyeckigten grossen Hut, und an den Füssen wollene Strümpfe und Isländische Schuhe.
Einige kaufen sich wohl Randschuhe von Kopenhagen; allein da ihnen solche etwas zu theuer sind, so macht sich lieber ein jeder seine Schuhe selbst aus Ochsenhaut, meistens aber von Schafsleder, und zwar auf die Art: sie schneiden ein vierkantiges Stück Leder zurecht, das etwas weiter ist, als der Fuss lang ist, nähen solches vorn bey den Zehen, und hinten bey den Fersen zusammen, und binden es dann mit einem Riem fest. Die Schuhe sind da, wo das Land eben ist, recht gut zu gebrauchen; zwischen Klippen und Steinen würden wir doch nicht darinn fortkommen, obgleich die Isländer, die ihrer gewohnt sind, sich auch da derselben, ohne Unbequemlichkeit bedienen. Von ihren Fischerkleidern werde ich ein andermal reden. Auch die Frauensleute gehen überall in schwarzen Wadmal gekleidet. Ueber das Hemde, das über der Brust zusammengenäht ist, tragen sie ein Leibstück (upphlutur) und darüber ein vorne zusammengeschnürtes Camisol, mit langen, schmalen Ermeln, die bis an die flache Hand herunter gehen. An den Oeffnungen, an der Seite des Arms, haben sie Knöpfe von getriebener Arbeit, nebst einem Blatt an jedem Knopf, worinn der Bräutigam, wenn er sie kauft, um seiner Braut ein Geschenk zu machen, seinen und seiner Braut Namen setzen lässt. Oben an dem Futterhemd wird ein kleiner schwarzer Kragen (strutur), festgemacht, etwa drey Finger breit, mehrentheils von Sammet, oder Seidenzeug, und oft auch mit einer Schnur von Goldfaden besetzt. Der Rock ist auch von Wadmal und gehet bis auf die Fussgelenke herunter. Oben an demselben sitzt ein Gürtel von Silber oder Metall, woran die Schürze, (svinta), festgemacht wird, die auch von Wadmal und oben mit einigen Knöpfen von getriebener Arbeit geziert ist. Ueber diese Kleidung ziehen sie ein hempa, oder eine Oberkleidung, fast so, wie die Bauern zu Wingaker in Schweden tragen, nur dass sie unten etwas weiter ist. Diese schliesst fest am Halse und an den Armen, und ist etwa eine Hand breit kürzer als der Unterrock. Sie ist ganz herunter mit einem Aufschlage versehen, welchen die mehresten Isländerinnen selbst weben, und der wie geschorener Sammet aussieht. Auf den Fingern tragen sie viele Ringe von Gold, Silber und Messing.
Ihr Kopfputz besteht aus verschiedenen Tüchern, die sie um den Kopf wickeln, fast zweymal so hoch, als das Gesicht ist, sie werden mit einem seidenen Schnupftuch fest gebunden, und dienen mehr zur Wärme, als zum Putz. Doch dürfen die Mädgens, ehe sie mannbar geworden sind, solche nicht tragen. Bey ihren Hochzeiten sind sie auf eine ganz besondere Art ausgeputzt. Auf dem Kopfputz, dicht am Gesicht, trägt die Braut eine verguldete silberne Krone, und um den Hals zwo Ketten; die eine hängt lang vor der Brust herunter, die andere liegt über die Schultern. Ueberdem hat sie um den Hals eine kleinere Kette, worinn mehrentheils ein Herz hängt, welches geöffnet werden kann, um Balsam oder etwas anderes zum Riechen darinn zu verwahren.
Diese Kleidertracht tragen alle und jede Isländische Frauensleute, geringe und vornehme, keine ausgenommen, nur mit dem Unterschied, dass, wenn die Aermern solche von grobem Wadmal und Zierrathen von Messing haben, diejenigen hingegen, die sich besser stehen, feineres Tuch, mit Zierrathen von vergoldetem Silber tragen. Ich sahe eine solche Kleidung, welche der Frau des Amtmanns gehörte, die wenigstens 300 Rthl. werth war; und vielleicht ist es nicht unangenehm, wenn ich hier das Verzeichniss aller zu einer Isländischen Frauenzimmer-Kleidung gehörigen Stücke mittheile, welche Herr Banks in Island kaufte, um sie, nebst seinen übrigen Isländischen Sammlungen mit nach England zu nehmen.
Hempa (Ueberrock) | kostete | 4 Rthlr. | ssl. |
Haettve (Reisehut) | — | 5 — | — |
Svinta (Schürze) | — | 6 — | — |
Upphlutur (Leibstück) | — | 2 — | 24 |
Treja (Kamisol) | — | 4 — | — |
Mällinda (Gürtel) | — | 6 — | — |
Fat (Rock) | — | 8 — | — |
Kjedja (Kette) | — | 4 — | — |
Lausa prionar (Nadeln mit silbernem Laubwerk) | — | 6 — | — |
Koffur (Binde) | — | 2 — | — |
Erma knappar (Ermel-Knöpfe) | — | 1 — | 24 |
Quen vetlingar (rauhe Handschue) | — | — — | 46 |
Aubreida (eine Decke die Kleider darinn zu legen) | — | 4 — | — |
Summa | 53 Rthl. | 46 ssl. |