Kapi Tel 19
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Neunzehnter Abschnitt.
Von den Basaltpfeilern
Unter den Würkungen des Feuers, wovon einige so schrecklich, alle aber so ausserordentlich und bemerkenswürdig sind, haben keine in neueren Zeiten mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als die grossen und ordentlichen Pfeiler, welche von den ältesten Zeiten her unter dem Namen der Basalte bekannt gewesen sind. Man hatte sonst in Europa fast nirgends Stellen bemerkt, wo sich diese Steinart findet, ausser in Giants Causeway, oder auf dem bekannten Riesendamm in Irland (*), und fast alle unsere Mineralogen hatten solche, wo ich nicht irre, für eine Art von Crystallisation angesehen.
(*) R. Twiss in der Reise durch Irland im J. 1775, aus dem Engl. 1777 in 8., giebt S. 62 eine Beschreibung dieses Riesendamms, der nach solcher aus etwa 30000 meist senkrecht stehenden Pfeilern besteht, die gleichsam aus vielen Gelenken zusammengesetzt sind, und zwo Meilen längst dem Ufer fortgehen. Sie haben 15 bis 26 Zoll im Diameter und sind 15 bis 36 Fuss hoch, ihre Figur ist mehrentheils fünf- bis sechseckigt. Der Uebers.
Herr Desmarets wird der erste gewesen seyn, welcher in einer im Jahr 1765 bey der Königl. französischen Akademie der Wissenschaften eingegebenen Abhandlung, worinn er einige bey St. Sandoux in Auvergne gefundene Basalte beschrieb, behauptete, dass solche Würkungen des Feuers wären (*).
(*) Memoires de l'Academie des Sciences 1771. S. 705. Der Uebers.
Dieser Gedanke kam unsern Naturkündigern anfangs als eine beynahe ungereimte Vermuthung vor, indem man nicht glaubte, dass an den Orten, wo es bekannt war, dass es dergleichen Pfeiler gab, jemals feuerspeyende Berge gewesen waren. Doch gab diese neue Entdeckung Anlass, diese Materie genauer zu untersuchen, und sich von mehrern Orten Nachricht von solchen Pfeilern zu verschaffen. Alle diese Untersuchungen dienten dazu, Herrn Desmarets Meynung zu bestättigen, und bezeugten insgesamt, dass die Basaltpfeile durch ein unterirdisches Feuer entstanden seyn mussten.
Jetzt wird also vermuthlich niemand mehr daran zweifeln, dass da, wo sich solche Pfeiler finden, vormals ein unterirdisches Feuer gewürkt haben müsse, als bey Stolpenstein in Meissen, bey Lauban in der Lausitz, in Böhmen, in Schlesien bey Liegnitz, bey Brandau, in Hessen (**), in Sicilien, in Italien, bey Bolsenna (*), bey Montebello und St. Forio, bey St. Lucas im Vicentischen, Monte Rosso in den Paduanischen und Monte Diavolo in den Veronesischen Gebirgen, in Nieder-Languedock, in Island und auf den westlichen Inseln Schottlands, welche alle Hr. Bergmann in seiner Weltbeschreibung angeführt hat (**).
(**) Als auf dem Schlossberg zu Felsberg und dem Habichtwalde in Niederhessen. Man lese: Deutsche Schriften von der König. Societät der Wissenschaften herausgegeben, Göttingen 1771. 1 Band, und Raspe Beytrag zur ältesten und natürlichen Historie von Hessen, oder Beschreibung des Habichtwaldes und verschiedener andern Niederhessischen Vulkane. Cassel 1774. An account of the German Volcanos and their productions by M. L. E. Raspe London, 1776 in 8. mit Kupf. Der Uebers.
(*) Von den Basaltpfeilern bey Bolsenna, die daselbst einen ganzen Berg ausmachen, redet Hamilton in seinen Campi Phlegraei od. Observations on the Vulcanos of the tvvo Siciles, 1776 T. I., wo auch angeführt wird, dass die Campagna de Roma ganz voll davon sey. Im II Bande dieses kostbaren und prächtigen Werkes findet man die Beschreibung einer solchen in Kupfer gestochenen Kloppe von Basaltpfeilern. Der Uebers.
(**) II. D. S. 211.
So auch bey St. Giovani, Monte Castello, Monte Nuovo, Monte Olivero, bey Cader Idris, in Wales in England, fast überall in Belay und Auvergne, wo ganze Städte, wie Chillac und St. Flour, auf solche Pfeiler erbauet sind, u.d.m. (***)
(***) Diese sind neulich von John Strange entdeckt und in den Philosoph. transact. im LXV. B. beschrieben worden.
Da aber dennoch diese Sache noch nicht völlif auseinander gesetzt ist, und man nicht mit Gewissheit sagen kann, wie diese Pfeiler gebildet worden, ob man gleich nicht mehr daran zweifelt, sie für eine Würkung des Feuers zu halten; so dürfte es den Lesern nicht unangenehm seyn, wenn ich hier etwas von den vielen Basaltpfeilern auf Island sowohl, als auf der Insel Staffa sagen werde, welchen man unstreitig vor allem andern, was die Natur auf solche Art und Weise hervorgebracht hat, den Vorzug einräumen wird.
Dass dergleichen Pfeiler in Island nicht selten sind, ist eine bekannte Sache, und wird in der herausgekommenen physikalischen Beschreibung des Landes verschiedenes davon angeführt. Der gemeine Mann daselbst bildet sich ein, diese Pfeiler seyn von den alten Riesen aufeinander gesetzt worden, die dazu übernatürliche Kräfte gebraucht hatten, daher sie auch an einigen Orten den Namen Troll-hlaud Trollkonu-gardur (*) u.d.m. erhalten haben.
(*) Troll heisst ein Zauberer, Hexenmeister, Trollkona-gadur. Hexenhöfe, Hexenschlösser. Der Uebers.
Sie haben gemeiniglich drey bis sieben Seiten, sind 4 bis 6 Fuss dick und 12 bis 16 Ellen lang ohne Querrisse, bisweilen aber sind sie nur einen halben bis einen Fuss hoch, da sie dann ungewöhnlich ordentlich sind, und als die bey Videy, deren man sich zu Fenster und Thürpfosten bedient. An einigen Orten gucken sie blos hier und da aus dem Gebirge zwischen Lava, meistentheils aber zwischen Tuff hervor. An anderen Orten findet man sie ganz herumgeworfen, so dass man keine ganze Pfeiler, sondern blos Stücken derselben erblickt. Noch an andern Stellen erstrecken sie sich in eins fort ganze drey Meilen in die Länge. Auf dem sogenannten Glockenberg in Snefiäldsnäs [Snæfellsnes], zeigt sich doch diese Steinart unter allen Orten in Island von einer besondern Beschaffenheit. Denn oben auf demselben liegen diese Säulen horizontal, in der Mitte stehen sie ganz schräge und unten völlig senkrecht; an einigen Orten aber sind sie wie ein halber Cirkel gebogen, welches eine heftige Würkung des Feuers auf diese schon gestandenen Pfeiler anzeigt, die an den mehresten und wenigstens sehr vielen Orten völlig perpendikulär stehen, und deren Figur und Lage zeigt, dass sie auch perpendikulär geborsten sind.
Was den Stoff der Isländischen Basalte anbetrifft, so ist solcher an einigen Orten, der Materie, welche den Stoff der Pfeiler zu Staffa ausmacht, völlig gleich, an andern Stellen aber ist er etwas poröser, und fällt ins graulichte. Wer weiss auch, ob nicht ein naturkundiger und aufmerksamer Naturforscher in Island, welcher die dazu erforderliche Zeit und Geschicklichkeit hätte, mit leichter Mühe alle Gradationen von der gröbsten Lava bis zum feinsten Basaltpfeiler ausfündig machen könnte? Ich habe selbst einige der letzten bey Videy gesehen, welche fest und schwarzgrau waren, und aus Gliedern bestanden, und nicht weit davon sahe ich bey Laugarnäs nahe am Ufer des Meers eine ganz poröse und glasartige Steinart, also eine Lava, aber so undeutlich geborsten, dass ich lange nicht wusste, ob man es für Pfeiler ansehen sollte oder nicht, wofür ich sie doch mit der übrigen Gesellschaft endlich erkannte. Doch ich will die Untersuchung des Stofs, woraus diese Pfeiler bestehen, und der At und Weise wie solche gebildet werden, aufschieben, bis ich erst die versprochene Beschreibung von Staffa gegeben habe (*).
(*) In Pennants Tour in Schotland, and voyage to the Hebrides 1772. Chester 1774. in 4. in 2 Th. findet man etwas aus Hrn. Banks bey unserm Aufenthalt hieselbst gehaltnen Jornal, nebst allen damals über Staffa verfertigten Kupferstichen eingerückt.
Von Pennants Reise liest man einen Auszug in Hrn. Gatterers hist. Journal Th. IV. Bey der Anzeige des II. Th. S. 2 im im 9. Th. dieses Journals dafür gehalten, dass Teutschland mit nichts weiter als einem Auszug daraus gedient seyn dürfte, und dass die versprochene teutsche Uebersetzung vermuthlich aussen bleiben werde. Um so mehr werden also die hier gelieferten Nachrichten dem teutschen Leser nicht unangenehm seyn. Aus dem Pennant ist sowohl das Kupfer von der Fingalshöhle, als eine kurze Beschreibung derselben im ersten St. des deutschen Musäums 1771 eingerückt worden. Allein die Beschreibung, die Herr von Troil hier giebt, ist weit ausführlicher. Der Uebers.
Ein glückliches Schicksal schafte uns das Vergnügen die ersten zu seyn, welche dies Wunder der Natur mit aufmerksamen Augen betrachteten. Unter mehrern, welche eine Beschreibun von Schottland herausgegeben haben, und worunter keiner ausser Buchanan und zwar sehr unvollständig, dieser Pfeiler einmal mit einem Worte gedacht hat, stellte auch Hr. Thomas Pennant, ein fleissiger und bekannter Naturforscher, in eben dem Jahr, wie wir diese Insel besahen, eine Reise nach Schottland an, um die Producte der Natur in diesem Lande kennen zu lernen; allein ein widriger Wind hinderte ihn Staffa zu besuchen. Auch wir würden schwerlich dahin gekommen seyn, wenn uns nicht die gewöhnliche Ebbe und Fluth, welche zwischen den westlichen Inseln Schottlands sehr stark ist, genöthiget hätte, auf unserer Reise nach Island den 12 August in der Nacht in dem Sunde zwischen der Insel Mull und dem festen Lande Morvern, gerade gegen Hrn. Macleans Guth, Drumnen über, Anker zu werfen. Wir wurden hier sogleich mit der besonders in dem obern Theil von Schottland gewöhnlichen Gastfreyheit gebeten, des Morgens darauf ans Land zu tretten, und das das Frühstück einzunehmen. Ein anderer Gast des Hrn. Macleans, Herr Leach erzählte uns daselbst vieles von diesen Pfeilern, welche er einige Tage vorher besehen hatte. Und hier konnte die Wissbegierde des Herrn Banks, dem Anerbieten dieses Mannes, uns dahin zu begleiten, unmöglich widerstehen. Wir begaben uns noch desselbigen Tages an Bord unsers grossen Schiffsboots und kamen des Abends um 9 Uhr zu Staffa an. Nie hätte unsere Verwunderung grösser seyn, nie unsere Neubegierde besser befriediget werden können, als da wir den folgenden Morgen, als der Tag anbrach, herauskamen, und die Natur von einer nicht weniger so ausserordentlichen als schönen Seite anschaueten, von welcher sie sich hier zeigte.
Sieht man es schon mit Verwunderung an, wie die Kunst nach den ihr vorgeschriebenen Regeln in allem eine gewisse Ordnung beobachtet, die nicht blos in die Augen fällt, sondern auch ergötzet; was für eine Würkung musste es dann nicht auch auf uns machen, wenn wir sahen, wie die Natur hierinn eine gewisse Regelmässigkeit beobachtet hatte, die alles übertraf, was die Kunst aufweisen konnte? Ein aufmerksamer Beobachter hat hier eben so viele Gelegenheit, als in den übrigen Reichen der Natur, zu bemerken, wie weit der Mensch zurück bleibt, wenn er die Natur nachahmen will, und ob wir gleich solche für die Lehrmeisterinn aller Künste erkennen, und dafür halten, dass letztere einen desto höhern Grad der Vollkommenheit erreicht haben, je näher sie derselben kommen; so glaubt man doch bisweilen, dass man die Natur nach den Regeln der Baukunst meistern könne. Wir prächtig sind nicht die Beschreibungen, die wir von den Säulengängen der Alten haben, und mit welcher Verwunderung betrachten wir nicht die Colonaden, welche den vornehmsten Gebäuden unserer Zeit zur Zierde dienen? Und doch muss ein jeder, der solche kennt, und Fingals von der Natur gemachte Höhle auf Staffa gesehen hat, bekennen, dass letztere die Colonnade im Louvre, die bey der St. Peterskirche in Rom, und alles was uns die Zeit von Palmyra und Pästum noch übrig gelassen hat, eben so weit übertrift, als diese Mutter der Künste alles übertrift, was Witz, Ueberfluss und Geschmack bey den Griechen hervorbringen können.
Die Insel Staffa liegt erstlich um Mull drey Seemeilen in N. O. von Jona oder Columbkille, und ist etwa den siebenten Theil einer schwedischen Meile lang und halb so breit. Sie gehört Herrn Lauchlan-Mac-Quarie zu (*).
(*) Auf der ganzen Insel fand man nicht mehr als eine Hütte für einen Bauern, der einiges Vieh daselbst hütete, und welcher die ganze Nacht durch seine Freude über unsere Ankunft durch Lieder in hersischer Sprache, die wir nicht verstanden, zu erkennen gab, auch seine neu angekommenen Gäste mit Fisch und Milch bewirthete.
Auf der Westseite der Insel ist eine kleien Bucht, wo man mit Bequemlichkeit landen kann, wo man aber keine ordentliche Basaltfiguren findet. Dieser Bucht nach Süden zu sieht man schmale Pfeiler, die anstatt gerade aufzustehen, lauter Stücken eines Cirkelbogens gleichen. Weiter hin lässt man zur rechten Hand eine kleine Grotte liegen, die nicht aus Pfeilern besteht, aber über derselben zeigen sie sich deutlicher und grösser, und gleichen an einer Stelle dem innern Gestell oder Zimmerwerk eines Schiffes. Grade gegen über, nur etwa ein paar Ellen davon, ist die Halbinsel Bo-scha-la,die aus ganz regelmässigen aber nicht so grossen Pfeilern besteht, welche alle eine conische Figur haben. Einige von diesen Pfeilern liegen horizontal, anderer werden gleichsam mit dem obersten Ende nach dem Mittelpunkt gezogen, die mehresten aber stehen völlig senkrecht. Die Insel selbst gegen Bo-scha-la über besteht aus dicken Säulen oder Pfeilern, die aber doch nicht sehr hoch sind, indem sie allmählig nach dem Wasser zu abnehmen, allein sich, so weit man sehen kann, in das Meer hinein erstrecken. Man kann darauf ohne Schürigkeit, gleichsam so wie von einem Treppenstein auf den andern steigen, bis man endlich an Fingals oder richtiger gesagt, Fiuhn Mac-Couls Grotte oder Höhle kommt, die von N. O. nach O. in den Berg hinein geht (*).
(*) Fingal war einer der tapfersten Helden des Alterthums in Irrland und Schottland. Ihn hat sein Sohn Ossian besungen, der mit Recht mit einem Homer, Virgil, Tasso und Voltaire verglichen wird. Der Ruhm, den sich dieser Held erwarb, hat ihm bey der Nachwelt so viele Achtung zugezogen, dass alles, was dort gross, prächtig und ungewöhnlich ist, gemeiniglich Fingal zugeschrieben wird. Daher hat auch diese Höhle den Namen nach ihm bekommen, eben so wie eine andere Höhle bey Tormore, eine grosse Klippe bey Sunderland u.s.w. nach ihm genannt wird.
Diese Höhle besteht aus sehr regelmässigen Pfeilern, welche so wohl weit hinein an beyden Seiten als am innersten Ende derselben ein arkadischens Gewölbe tragen, das aus den abgestumpften Enden dicht zusammen gedrängter Säulen besteht. Auf dem Boden derselben sieht man desfalls unter dem darinn sthenden einige Fuss hohen klaren und frischen Wasser, lauter Stücke von fest zusammengedrängten Säulen, welche den Fussboden der Höhle ausmachen. Die Farbe der Pfeiler selbst ist schwarzgrazu, in den Fugen aber ist eine gelbe stalactitische Quarzrinde ausgeschwitzt, die solche deutlich zeigt, und durch die häufige Abänderungen der Farbe eine dem Auge nicht unangenehme Wirkung hat. Die Höhle ist inwendig so hell, dass man von aussen vor derselben die innerste Reihe von Pfeilern vollkommen gut sehen kann. Die Luft ist darinn sehr rein und frisch, da sie durch das mit der Ebbe und Fluth steigende und fallende Wasser immer abgewechselt wird. Tief in der Höhle herin war, ein wenig niedriger als die Oberfläche des darinn stehenden Wassers war, ein Loch im Felsen, wo das Wasser bey jedem Zuge ein Geräusche machte, das unser Vergnügen ebenfalls vermehrte. Man kann in der Höhle an den mehresten Orten auf einige angebrochene etwas über die Fläche des Wassers emporstehende Pfeiler oder Säulen herumgehen oder steigen, am bequemsten aber fährt man mit einem Boot hinein.
Wir machten in der Höhle folgende Ausmessungen:
Ueber der Höhle war ein Stratum einer mit Basaltstücken vermischten Steinart. Wir stellten noch ferner folgende Ausmessungen an:
Von hier etwas weiter nach Nordwesten fanden wir die längsten Pfeiler, die auf der Insel anzutreffen sind, und war hier auch der Grund, worauf sie standen, ganz frey, so, dass wir ihn gleichfalls untersuchen konnten. Unsere Ausmessungen gaben folgendes.
Das hier genannte Stratum unter den Pfeilern ist offenbar Tuffo, der durchs Feuer glühend gewesen und mit kleinen Basaltstücken gespickt zu seyn scheint, und das über die Pfeiler liegende Bette oder Stratum, worinn an einigen Stellen ganze Säulenstücken unordentlich durch einander in ungleichen Richtungen liegen, scheint offenbar nichts als Lava zu seyn. So viele Gewalt des Feuers auch vormals dazu gehört haben mag, dieses obere Stratum hervorzubringen; so merkt man doch keineswegs an dessen äusserer Seiten, dass die Pfeiler dadurch verrückt worden sind, sondern die ganze ungehure Masse ruht auf solcher.
Wenn man weiter die nördliche Seite dieser Insel vorbey fährt, so kommt man zu Corvorants Höhle, wo das unter den Pfeilern liegende Bette erhöht wird, und die Pfeiler abnehmen. Doch sieht man sie noch so ziemlich, bis man weiter einen tief ins Land gehenden Meerbusen vorbey ist, an dessen andern Seite die Pfeiler gänzlich verschwinden. Hier besteht der Berg aus einer dunkelbraunen Steinart, von der ich nicht mit Gewissheit sagen kann, ob sie Lava sey oder nicht, und wo man die geringste Regelmässigkeit wahrnimmt. Sobald man aber die südöstliche Seite der Insel wieder vorbey ist; so fängt die Steinart wieder an eine regelmässige Form anzunehmen, doch dies nur allmählig, so dass man es anfangs kaum merkt, bis sie endlich wieder die regulären und krummen Pfeiler zeigt, womit ich meine Beschreibung anfieng.
Die Pfeiler sind drey- bis siebeneckig, die mehresten haben doch fünf bis sechs Seiten, und sind so zusammengepackt, dass ein siebeneckiger Pfeiler von sieben andern Pfeilern umgeben wird, die an dessen sieben Seiten anschliessen. An einigen Stellen fand man doch kleine unbedeutende Oeffnungen, die aber mit Quarz angefüllt waren, der sich an einer Stelle sogar einen Weg durch einen Haufen Pfeiler gemacht hatte, ohne sie doch im geringsten aus ihrer Ordnung zu bringen. Die Pfeiler bestehen aus vielen Gliedern und Stücken, jedes Stück ungefähr einen Fuss hoch, die aber so genau aufeinander passen, dass ein Messer nur mit Mühe in ihre Fugen eingezwungen werden kann. Das obere Stück war mehrentheils concav, bisweilen platt; am seltensten aber convex. War das obere Glied platt, so war es auch das untere, war es aber ausgehöhlt, so war das untere Gerundet, und so umgekehrt.
Die Seiten der Pfeiler sind nicht alle gleich breit. Folgende Abmessungen wurden an vier Pfeilern beobachtet.
Die Pfeiler sind allenthalben so eben und an den Ecken so scharf, als die bey Giants Causeway, doch mehrentheils schwarz von Farbe, obgleich die äussern Seiten bisweilen ins gelblichte fallen, da ihre Oberfläche durch die Luft ausgezogen und verbleicht ist. In Ansehung ihres Korns und ihrer Bestandteile kommen sie völlig mit dem feinern Trapp in den Westgothischen Gebirgen übereins. Beyde Arten sind aus eisenhaltischen Schörl und etwas Kalk, oder was nach chemischer Auflösung dasselbe ist, aus Thon, Kiesel, Kalk und Eisen zusammengesetzt; doch hält der Basalt mehr von letzteren. Gegen Stahl schlägt er ein schwaches Feuer. Vor dem Blaserohr schmilzt er ohne Zusatz sehr leicht zu einem schwarzen Glase, und ist vermutlich der Grundstoff des sogenannten Isländischen Agats. Da ich kein Stück mehr davon in Händen habe; so kann ich auch nicht untersuchen, wie er sich mit Borax und andern Zusätzen, mit Scheidewasser und dergleichen mehr verhält, wie dessen eigenthümliche Schwere beschaffen ist, und in wie weit er sich gut poliren lässt. Es wäre inzwischen gut, auch davon unterrichtet zu werden; damit man ihn mit ähnlichen Steinarten von andern Orten her, vergleichen könnte.
Aber auf welche Art und Weise sind nun diese ordentlichen Pfeiler wohl entstanden? Da man für ausgemacht annimmt, dass das Feuer dabey Dienste geleistet habe; so haben grosse Naturforscher bemerkt, es müsste entweder eine durchs Feuer geschmolzene Materie, wie sie hart geworden, geborsten seyn, und dabei müsste dann ein Liquidum, das wir etwa noch nicht kennen, ihre reguläre oder crystallförmige Figuren verursacht haben; oder es müsste auch eine Erdart, welche durch die von einem unterirdischen Feuer aufsteigende Dünste erweicht worden, so dass ihre ganze Masse vom Feuer aus ihrer Lage getrieben oder hervorgestossen sey, indem sie trocken geworden, eine solche regelmässige Gestalt angenommen haben. Dies zeigt sich sogar gewöhnlicherweise bey getrocknetem Thon, und man kann es noch deutlicher sehen, wenn man Stärke in einer Theeschaale trocknen lässt, da dann die Risse mehrentheils ordentliche Figuren geben. Denn dass es keine von Natur formirte Crystallen sind, davon zeigt auch das ausser andern Gründen, weil sie nicht wie alle andere Crystalle durch Ansetzung von aussen, hervorgebracht sind, man findet sie auch nie in einer andern Mutter, wie allezeit bey Crystallen geschieht.
Es ist schwer zu sagen und dürfte auch nie so leicht auszumachen seyn, ob die Materie, woraus diese prismatische Pfeiler bestehen, entweder nachdem sie geschmolzen gewesen und indem sie kalt geworden, oder wie einige Gelehrte den Gedanken äussern, unter dem Trocknen, in so regulaire Figuren geborsten sey. Ich kann es nicht läugnen, dass mich meine Augen, an den Orte, wo ich solche gesehen, für die erstere Meinung einnehmen. Da aber so wichtige Einwürfe dagegen gemacht werden, so bin ich genöthigt die Sache für unausgemacht zu halten. Indessen mag zu einem Beweise, dass ich solche nicht ohne Grund für eine Art Lava gehalten habe, die indem sie kalt und hart geworden, geborsten sey, folgendes dienen. 1. Man findet sowohl auf Staffa und Island, als an vielen andern Orten, dass diese Pfeiler auf Lava oder Tuff stehen, und von dieser Materie umgeben sind. 2. Auf Staffa war über den Pfeilern ein sehr grosses Stratum, worinn Stücken von solchen Pfeilern in der grössten Unordnung durcheinander lagen, und woraus man schliessen konnte, dass nach einem alten Feuerausbruch mehrere derselben, und dass sie auch höher gewesen, dass sie aber bey einem nachherigen Ausbruch des Feuers umgeworfen, und mit der übrigen Massa vermischt worden. 3. Wir fanden, wie wir einen Pfeiler zerschlugen, ihn voller Tropfen, ungefähr wie ein Stalactit-Tropfstein, dazu kann aber doch wohl keiner den Basalt machen, und auf andere Art und ohne Feuer ist es wohl schwer, Tropfsteine zu erhalten. 4. Ich habe gesagt, dass die Pfeiler, die aller Vermuthung nach zuerst ganz gerade gestanden, beym Umfallen diese Krümmung erhalten, doch nicht auf die Art, dass blos die Fugen der äussern oder untersten Seite sich etwas geöffnet, sondern dass jeder Stein vor sich krumm gebogen worden. Dies konnte wohl schwerlich geschehen, wo solche nicht ganz erhitzt waren, und am leichtesten konnte es geschehen, ehe sie völlig kalt und hart wurden. 5. Wir fanden am Strande bey Hvitara nahe bey Skallholt ein Stück Basalt, worinn ein Stück Glas war; so wie man in dem Basalt bey Bolsenna granatförmige Crystalle fidnet, die denen gleich sind, wovon die meiste Lava in Island und Italien voll ist. Und endlich 6. zerbarst eine Steinart in Island bey Laugarnäs, welche viel gröber und glasartiger als der gewöhnliche Basalt, und offenbar Lava ist, ebenfalls in vielseitige und ordentliche obgleich nicht so reguläre Figuren, als die angeführten Pfeiler sind.
Das was ich hier gesagt habe, könnte einen leicht auf die Gedanken bringen, dass der Basalt, nachdem er geschmolzen gewesen, und indem er kalt geworden, in solche Pfeiler zerborsten sey. Allein zween Einwürfe, welche gemacht werden, sind dabey schwer aufzulösen. Erstlich lässt sich diese Materie so leicht schmelzen, dass sie ohne die geringste Schwierigkeit vor dem Blasrohr zu Glas wird, und daher scheint es, als ob diese Massa, wenn sie ein so grosses Feuer ausgestanden hätte, als man sich bey einem Feuerausbruch leicht vorstellen kann, nothwendig zu Glas werden müssen. Sollte man aber von einem Experiment, das im Kleinen vor dem Blasrohr angestellt worden, mit Sicherheit aufs Grosse schliessen können? könnte nicht etwa ein uns unbekannter Zusatz verhindert haben, dass die Massa zu Glas geworden, könnte nicht solcher das Zerspringen derselben in ihre reguläre Figuren haben verursachen können, ob wir gleich nun nicht ausmachen können, worinn dieser Zusatz bestanden habe. Zweytens findet man, dass der Trapp in Westgothland, der dem Ansehen und den Bestandtheilen nach dem Basalt so ähnlich ist, ob er gleich nicht in die Pfeiler fällt, auf Schiefer steht; und wie hätte dieser Trapp wohl durchs Feuer formirt werden können ohne dass dessen Bette, eine so brennbare Materie wie der Schiefer, nicht auch entzündet worden? Allein sollte nicht das Feuer auch vielleicht den Trapp zu diesen Pfeilern bilden können? Vielleicht mögen alle Basaltpfeiler in der Erde eine Masse von Trapp ausgemacht haben, die bey einem Ausbruch flüssig geworden, ausgeworfen und in Pfeiler zerborsten ist?