Troils

Kapi Tel 9

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Neunter Abschnitt.

Von den Speisen der Isländer.

Wenn es auch gleich keine grosse Wollust seyn kann, sich mit der Art und Weise wie die Isländer ihre Speisen zubereiten, zu beschäftigen, so will ich doch eine Beschreibung davon geben. Mich dünkt, ich sehe manchen Leser, zwar bisweilen bey den Gerichten eckeln, allein der Isländer ist desfalls nicht unglücklicher, dass er seine Speise nicht mit weit hergekommenen Gewächsen würzet. Er ist mit dem vergnügt, was ihm die Natur gegeben hat, isst sich satt und befindet sich wohl, da wir hingegen durch den Genuss unserer Leckerbissen unsern Magen verderben, und für die gesundesten Speisen einen Eckel bekommen.

Die Vorrathshäuser der Isländer sind zwar an wenigen Orten so reich versehen, dass man alles was ich hier anführen werde, auf einmal darinn findet; allein etwas davon muss doch darinn anzutreffen seyn, indem die Nahrung des Isländers in folgenden Dingen bestehet.

Brod von verschiedener Art, mehr aber saurer Zwieback von Kopenhagen. Viel davon giebt es nicht, denn es ist dort etwas theuer; doch muss es auf Hochzeiten und bey Gastereyen gefunden werden. Einige backen sich statt dessen selbst Brod von Rogkenmehl, dergleichen sie doch auch von Kopenhagen bekommen. Wenn die Isländer sich selbst Brod backen, so geschieht es auf folgende Art. Das Mehl wird mit gegohrnen sauren Molken, Syra, zu einem Teige geknetet, woraus hernach Kuchen gemacht werden, die eine halbe Elle breit und drey Daumen dick sind. Diese werden in Wasser oder Molken gesotten, und darauf auf einem heissen Stein oder einer eisernen Platte getrocknet.

Mehl von Fiällgräs, Felsengras (*), wovon, wenn es gereiniget und fest eingepackt ist, die Tonne einen Reichsthaler kostet. Es wird erst abgewaschen, dann schneiden einige es in kleine Stücken, die mehresten aber trocknen es am Feuer oder an der Sonne, legen es hernach in einen Beutel, worinn es stark geklopft wird, und dann wird es zu Mehl zerstossen.

Mehl von Kornsyra (**), wird auf eben die Art gemacht, wie auch von zwo Arten von wildem Getraide, melur (*), es wird ausgerieben, gestossen und klein gemahlen.

(*) Lichen Island. Fl. Su. 1085. Fl. Lappon. 145.

(**) Polygonum bistort.

(*) 1. Arunndo arenaria, 2. arundo foliorum lateribus convolutis.

Surt Smör, saure Butter, der Isländer braucht selten frische oder gesalzene Butter, sondern lässt solche sauer werden. Man kann sie auf die Art zwanzig Jahre und noch länger erhalten. Die Isländer halten sie für gesunder und wohlschmeckender, als die bey uns gewöhnliche Butter. Sie wird je älter sie wird, für desto besser gehalten, und man rechnet dann ein Pfund so gut, als zwey Pfund andere Butter.

Striug, gekochte Molken bis sie so dick werden, als saure Milch, man hebt sie bis zum Winter auf.

Fische allerhand Art, sowohl an der Sonne als an der Luft getrocknet, sowohl gesalzen als gefroren, die letztere Art wird von vielen vorgezogen.

Fleisch von Rindvieh, Schaafen und Vögeln, das theils eingesalzen, theils geräuchert, theils in Tonnen mit gegohrnen sauren Molken darüber eingelegt wird.

Misost, oder Käse aus Molken zusammengekocht, ist recht gut, aber die Kunst andern guten Käse zu machen, ist verlohren gegangen; doch wird in Ostisland ziemlich gut zubereiteter Käse verkauft.

Beina-striug, die Knochen und Knorpeln von Rindvieh und Schaafen, ingleichen die Gräten vom Dorsch werden so lange in Molken gekocht, bis sie ganz aufgelöset worden. Darauf lässt man es gähren und isst es hernach mit Milch.

Skyr (aufgelegte Milch), die saure Milch, woraus die Molken gepresst sind, wird in Tonnen und Gefässen verwahrt, bisweilen wird sie mit Affenbeer (*) und Wacholderbeeren vermischt, auch mit süsser Milch gegessen.

(*) Empetrum baccis nigris. Fl. Lapp. 379.

Syra sind saure Molken, die man auch in Tonnen aufhebt und gähren lässt, und die nicht eher für gut gehalten werden, bis sie ein Jahr alt sind.

Blanda wird zum Getränk gebraucht, es besteht aus Wasser, wozu ein Zwölfteltheil Syra genommen wird. Es wird des Winters mit Thymian oder Affenbeersaft vermischt.

Ausserdem essen sie allerhand Kräuter, die theils wild wachsen, theils gepflanzt werden, ingleichen Muscheln und Schwämme.

Die Isländer essen überhaupt dreymal des Tages, um sieben Uhr, um zwey Uhr, und um neun Uhr. Des Morgens und Abends essen sie gemeiniglich aufgelegte Milch, bisweilen mit Affenbeeren und Wachholderbeeren und mit süsser Milch vermischt. An einigen Orten bekommen sie Grütze oder Brey von Fiällgräs, die wie ich versichern kann recht gut schmecken, geronnene Milch, welche so lange gekocht wird, bis sie ganz roth aussieht, oder auch süsse Milch, die stark gekocht ist. Zu Mittags besteht ihre Speise in trocknen Fischen, worüber saure Butter geschmiert wird, oder sie essen auch frische Fische, und wenn sie Gelegenheit und Vermögen dazu haben, etwas weniger Brod und Käse dazu. Einige erzählen, dass sie keine Fische essen, ehe solche verfault sind; dies kommt wohl daher, weil die Isländer die Fische gerne haben, wenn sie angekommen sind; sonst essen sie viele frische Fische, doch so wie andere Speisen, oft ohne Salz.

Des Sonntags und in der Erndtezeit bekommen sie Fleischsuppe, die oft statt des Wassers in Syra gekocht ist, und des Winter essen sie geräuchert Fleisch.

Ihr gewöhnlichstes Getränk ist Milch, sowol warm, wie sie gemolken wird, als kalt, und gekocht, auch Buttermilch, bisweilen mit Wasser vermischt, bisweilen ohne solches. An den Küsten aber trinken sie mehrentheils Blanda (*) und saure Milch, die ohne Sahne oder Rahm die Tonne zu zwölf Ellen oder 2/3 Rthl. Spec. verkauft wird. Einige lassen sich auch bisweilen Bier aus Kopenhagen kommen, und andere brauen auch wohl selbst. Bey einigen der vornehmsten Landesbewohner, trift man auch Franzwein und Caffee an. Der gemeine Mann trinkt bisweilen Thee, wozu er die Blätter von Ehrenpreis gebraucht.

(*) Blanda wird auch in Warmelands Elfdaln, das dort gewöhnliche Getränk genannt, das aus Milch mit Wasser vermischt besteht.

So ist die Lebensart in Island gewöhnlich beschaffen. Mehr oder weniger Vermögen macht indessen, dass man sich darinn mehr oder weniger einschränkt, so dass, wenn ein Bauer, der sich gut steht, Fleisch, Butter und Hayfisch, oder Wallfisch isst, sich der ärmere mit Fisch, Blanda, Milchgrütze von Felsengras und Beinastriug, begnügen muss. Man kann also nicht sagen, dass sie Mangel an Esswaaren haben. Inzwischen ist doch das Land verschiedentlich mit einer grossen Hungersnoth geplagt gewesen, welche grösstentheils aber durch das Grönländische Treibeis verursacht wird, das, wenn es in Menge ankommt, sowohl macht, dass kein Gras wachsen kann, als sie auch am Fischfangen hindert.

Dass wir während unsers Aufenthalts in Island nicht nöthig hatten, uns in Ansehung der Speisen, der dortigen Lebensart zu unterwerfen, darf ich wohl nicht erst sagen. Wir liessen uns statt Blanda, Portweine und andre gute Weine wohl schmecken, und ein französischer Koch wusste uns fette Braten und schöne Puddings zuzubereiten.

Doch baten wir uns einmal, um doch auch alles zu versuchen, als wir vom Landphysicus Biarne Paulsen zu Mittag eingalden waren aus, er mögte das Mittagsmal auf Isländisch zurichten lassen. Wir folgten auch hier der guten Schwedischen Gewohnheit, vor dem Essen einen Schluck Brandwein zu nehmen, welches hier reiner undistillirter Dänischer Kornbrandwein war, wozu uns Zwieback, Käse und saure Butter gegeben ward. Mitten auf dem Tisch stand ein Teller mit kleingeschnittenem trocknen Fisch, und die übrigen Gerüchte bestunden aus einem guten Hammelbraten, Fleischsuppe mit Syra, einer Schüssel mit Lachsforellen und Kuchen. Wir liessen es uns gut schmecken, doch hatte die saure Butter und der trockne Fisch nicht viel Abgang; dagegen assen wir eine weit grössere Portion Brod, als einem Isländer gewöhnlicher Weise zugestanden wird.

Aber eine so prächtige Mahlzeit konnte nicht ohne Desert seyn, wozu man Fleisch von Wallfisch und hafkal (Hayfisch) aufsetzte. Dies wird entweder gekocht und gesalzen, oder an der Luft getrocknet, sieht fast aus als ranzichter Speck, und schmeckte so widerlich, dass ein kleiner Bissen, den wir davon nahmen, uns von Tisch jagte, ehe wir sonst daran gedacht hätten aufzustehen.


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