Kapi Tel 3
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Dritter Abschnitt.
Island wird mit Recht unter die grössten Inseln in der bekannten Welt gerechnet. Es ist beynahe sechzig Meilen lang, und dessen Breite erstreckt sich über vierzig schwedische Meilen.
Die brauchbarste unter vielen davon verfassten Charten ist diejenige, welche die Herren Erichsson und Schönning im Jar 1771 verfertiget haben, ob solche gleich noch in mancher Absicht einige Verbesserungen bedarf.
Bessestedr im südlichen Theil des Landes nicht weit von Hafnefjord, liegt nach Horrebows Angabe in seiner Beschreibung von Island unter dem 64 Gr. 6 Min. der Breite und dem 41 Gr. der Länge nach der Stockholmschen Mittagslinie; und hat also fast gleiche Polhöhe mit Hernösand.
Einem Reisenden fällt das Land zwar nicht angenehm in die Augen, aber es stellt ihm doch Gegenstände dar, die in vieler Absicht gesehen zu werden verdienen. Denn ausser einer unzählbaren Reihe von Gebirgen, die dasselbe wechselsweise durchstreichen, und wovon einige wegen ihrer Höhe mit beständigem Eise und Schnee bedeckt sind, sieht man zwischen solchen kahle und von allem Holz entblösste Felder, worüber sich oft eine Lava viele Meilen weit erstreckt. Dies kann nun zwar freylich so wenig das Auge ergötzen, als es sonst irgendwo wozu nutzen kann; allein es setzt doch von der andern Seite einen aufmerksamen Zuschauer in die grösste Verwunderung, da er so viel redende Merkmale von der schrecklichen Würkung feuerspeyender Berge erblickt.
An den Küsten ist das Land am mehresten bewohnt, desfalls ist es aber doch weiter hinein nicht öde und verlassen, sondern man trifft allenthalben bald nahe beyeinander, bald in weiterer Entfernung Höfe an, die alle ihr dazu gehöriges Eigenthum haben, das mehrenteils in Wiesen besteht, ingleichen hier und da in einigen mit Buschwerk bewachsene Hügeln, dem sie den Namen von Holz geben.
Auf der ganzen Insel giebt es keine Stadt, ja nicht einmahl ein Dorf, sondern blos einzelne Höfe, wovon doch einige aus verschiedenen Wohnhäusern bestehen, sowohl für den Besitzer des Hofes selbst, als dessen Einlieger (hiáleygumann) die von dem Bauren Haus und Weide für eine zwischen ihnen verabredete Anzahl Kühe, Pferde und Schaafe bekommen. Auf den Höfen einiger Bauren, die sich besser stehen, findet man auch sogar bisweilen Wohnungen für Taglöhner (huusmann) die für Tagelohn arbeiten.
Alle Höfe gehören entweder dem Könige oder der Kirche oder dem Bauren zu. (*)
(*) Um zu zeigen, in welcher Verhältniss diese Höfe zwischen ihnen getheilt sind, will ich einen Auszug aus Islands Land-Buch vom Jahr 1695 ausführen, das mir in die Hände gefallen ist. (Hiebey eine Tabelle)
Ich will hier den Preis zweyer solcher Höfe anführen, die kurz vor unserer Ankunft im Lande verkauft waren, damit man den Werth derselben daraus abnehmen möge. Der eine Hof, wo zehn Kühe, zehn Pferde und 400 Schaafe gehalten werden konnten, ward für 120 Reichsthaler verkauft, und der andere, der zureichliche Weide für zwölf Kühe, achtzehn Stücken junges Rindvieh über ein Jahr alt, das noch nicht gekalbet hat, (ungnöt) acht Stiere, vierzehn Pferde und 300 Schaafe hatte, kostete 160 Reichsthaler. An einigen wenigen Orten sie bey dem Hause kleine umzäunte Plätze, worinn Kohl, Petersilie, Spinat, Rüben, Patientia, Kartoffeln, Flachs und Hanf nebst einigen andern essbaren Kräutern wachsen. Fruchtbäume aber sucht man vergebens, worüber man sich wegen der hier gewöhnlichen heftigen Stürme und Orkane eben nicht wundern darf. Diese haben Anlass gegeben, dass einige stellen auf Island sogar den Namen Wedrakista (Wetterkiste) bekommen haben, und sie waren Schuld daran, dass die Granen und Tannen, die der Herr Stiftsamtmann Thodal gepflanzt hatte, sobald sie nur eine Elle hoch waren, an der Spitze gleichsam wie verbrannt aussahen, und zu wachsen aufhörten.
Dass vordem Holz in Island gewesen seyn muss, sieht man daraus, dass unter andern in den sogenannten Landnama, Kialnesinga, Svarfdäla und Egill Skallagrimsonar Sagen oder Erzählungen dessen gedacht wird. Aber ausserdem bezeugen es auch die Ueberbleibsel davon, die man täglich aus Morästen und Sümpfen ausgräbt, wo jetzt kein Busch zu sehen ist; auch der sogenannte Suturbrand giebt davon den deutlichen Beweis.
Dieser Suturbrand ist augenscheinlich ein nicht völlig versteinertes, doch verhärtetes Holz, welches, so bald es an die Luft kommt, gleich auseinander fällt, so lange es aber im Nassen liegt, sich erhält und nie verfault. Es giebt eine helle, aber schwache Flamme, eine starke Wärme, und mit dem Rauch einen säuerlichen, doch nicht ungesunden Geruch von sich. Die Schmiede bedienen sich dessen lieber, als der Steinkohlen, weil es das Eisen nicht so stark brennt. Die Isländer machen es zu Pulver, um damit die Kleidungen für Motten zu bewahren; sie gebrauchen es auch äusserlich wider die Kolik. Ich habe in Kopenhagen Theetassen, teller u.d.m. aus Suturbrand gesehen, die eine sehr gute Politur angenommen hatten. Man findet ihn an vielen Stellen in Island, mehrentheils in den Bergen, und fällt er in horizontalen Schichten, die eine bisweilen über die andere, als z.B. in Läcks Gebirge am Bardestrand, wo man vier Schichten Suturbrand mit eingesprengten andern Steinarten findet.
Ich habe ein ziemlich grosses Stück davon mit mir nach Schweden gebracht, wo man die deutlichsten Spuren von Zweigen, Saftringen, Blättern und Rinden in dem ihn umgebenden Thon erblickt, und scheint es, man habe Anleitung, zu glauben, dass diese Bäume bey einem Ausbruch des Feuers, und bey Erdbeben, zwischen die ausgeworfene Lava zu liegen gekommen sind.
Ich mögte fast auf die Gedanken verfallen, dass einige Ströhme von Lava, die nach angestellten Bemerkungen zu einer Höhe von 15 Fuss, und bey einer Abschüssigkeit des Bodens von 45 Grad, in acht Stunden zwölf tausend schwedische Ellen laufen können, diese Bäume, die von einer ansehnlichen Grösse gewesen zu seyn scheinen, umgeworfen und unter sich begraben haben, um so mehr, da der Suturbrand oft so aussieht, wie Kohlen. Allein, da ich nicht weiss, ob jemand vorher diesen Gedanken gehegt, es mir auch an Gelegenheit gefehlt hat, darüber zureichliche Beobachtungen anzustellen; da man ferner Ursache hat, zu vermuthen, ein Baum würde bey einem so heftigen Feuer gleich zu Asche verbrannt seyn; obgleich das Gegentheil auch möglich seyn kann, wann er in einem Augenblick umgeworfen, bedeckt und gleichsam erstickt worden; so wage ich es kaum, diese Meynung für eine Muthmassung auszugeben.
Es ist sogar noch ein anderer Fall möglich. Die Bäume können durch ein Erdbeben umgeworfen, und darauf mit heisser Asche eines brennenden Berges bedeckt worden seyn, so wie es zu Herculanum und an andern Oertern geschehen ist, wo ganze Städte dieses Schicksal erfahren haben.
Dass es also wirklich vordem auf Island ansehnliches Holz gegeben, kann man wohl schwerlich läugnen. Ja man hat noch kleine mit Holz bewachsene Felder, als zu Hallarmstadt [Hallormsstaður], Huusefeld und Aa, und an mehrern Orten; aber Nadelholz findet man gar nicht, und die Birken sind höchstens 4 bis 6 Ellen hoch, und 3 bis 4 Zoll dick. Daran theils eine schlechte Wirthschaft, theils die Verheerung schuld ist, welche das Feuer, die Orkane und das Grönländische Treibeis anrichten. Letzteres hat verursacht, dass man zu Stadar-hrauns eyri und Kiolfjeld ganze Stücken Landes voll verdorrter Birken erblickt.
Da die vorräthigen wenigen Birkenzweige zur Feurung lange nicht hinreichlich sind, so gebraucht man in Ermangelung des Holzes Torf, Heidekraut, Wacholder und Affenbeers (Empetrum nigrum) Stauden. An andern Orten bedient man sich der Knochen der Thiere und der Fischgräten, die mit Thran beschmiert werden, imgleichen auch des gedörrten Kuhmistes, (*) welcher den Winter auf den Wiesen gelegen hat, und endlich des Treibholzes.
(*) Er wird im Sommer aufgesammelt, und Kleyningur genannt. Man bedient sich dessen auch in einem Theil Jütlands, wo man ihn Klyna nennt.
Treibholz bekommt man alle Jahr in Menge, besonders bey Langanäs auf er nordöstlichen, bey Hornstrand auf der nordwestlichen, und allenthalben auf der nördlichen Seite des Landes; man trifft auch darunter verschiedene Arten von Holz an. Der grösste Theil ist Tannen- aber auch ausserdem Gran- Linden- Weiden- (Salix caprea) und Korkholz, nebst zwo rothen Arten Holz, die man in Island rauda grene und staffaejk nennt, und wegen ihrer Farbe und Härte zu allerhand feinen Arbeit gebraucht. Es kommt vermuthlich aus der nördlichen Tartarey; und ein grosser Theil desselben kommt aus Virginien und Carolina.
Was den Ackerbau anbetrifft, so kann man aus vielen Stellen der alten Isländischen Erzählungen, wo dessen gedacht wird, abnehmen, dass vordem in Island Getreide gewachsen sey. In neuern Zeiten hat man auch Versuche damit angestellt, allein sie haben wenig eingebracht.
Herr Stiftshauptmann Thodal säete im Jahr 1772 ein wenig Gerste, die sehr frisch wuchs, allein kurz vorher, ehe sie eingeerndet werden konnte, kam ein starker Wind, der alles so zerstörte, dass man blos hier und da ein Korn wieder finden konnte.
Wenn man nun ausser diesen Orkanen, oder vielmehr starken Winden, noch den oft im May oder Junius einfallenden Frost in Betrachtung zieht; so sieht man eine Menge Schwierigkeiten, die sich dem Aufkommen des Ackerbaues in Island widersetzen. Kann solcher ungeachtet aller dieser Hindernisse dennoch empor kommen; so muss es gewiss unter dem für die Wohlfahrt des Landes so besorgten und unermüdeten jetzigen Stiftsamtmann geschehen, der sich nebst der Regierung die grösste Mühe darum giebt.
Die starken Winde und das Grönländische Treibeis, welches das Land alle Jahre heimsuchet, halte ich also für die Ursachen, woher sowohl der Holzwuchs abgenommen hat, als alle spätern Versuche zur Einführung des Ackerbaues fehlgeschlagen sind.
Dies Eis kommt nach und nach, allemal mit östlichem Winde, und oft in solcher Menge angetrieben, dass es auf der nordwestlichen Seite der Insel alle Meerbusen, und das Meer selbst, so weit man es absehen kann, anfüllt, und bisweilen treibt es auch nach andern Ufern. Die meiste Zeit kommt es im Januar an, und geht im März wieder weg. Bisweilen aber kommt es nicht eher als im April ans Land, liegt dann daselbst sehr lange, und thut vielen Schaden. Es besteht theils aus grossen Eisbergen (fjall-jakar), die bisweilen 60 Klafter hoch seyn sollen, und ihre Ankunft durch ein starkes Getöse verkündigen (*); theils aus Eisschullen (hellu-is), die 1 bis 3 Klafter dick sind. Die letztern schmelzen bald; die ersten aber können viele Monate über liegen, und thun alsdann sehr grosse und für das Land schädliche Würkung.
(*) Der engländische Capitain Phips erzählt in seiner Reise nach dem Nordpol 1773, dass er einen Eisberg gesehen, der 50 Fuss hoch über die Fläche des Wassers, und 24 Klafter tief auf dem Grunde gestanden habe.
Sie verursachten in den Jahren 1753 und 1754 eine so starke Kälte im Lande, dass Pferde und Schaafe von derselben eben sowohl, als wegen des Mangels an Futter, todt dahin fielen. Man sahe Pferde an todtem Vieh nagen, und die Schaafe frassen sich einander die Wolle ab (*).
(*) Dies ist bisweilen auch eine Krankheit unter den Schaafen; allein bey dieser Gelegenheit waren sie fast alle genöthiget, auf die Art ihre Nahrung zu finden.
Im Jahr 1755 fror das Wasser am Ende des Maymonats in einer Nacht einen Zoll, fünf Linien dick. Den 26 Junius des Jahrs 1756 fiel eine Elle hoch Schnee, und es schneyete fast den ganzen Julius und August durch. Das Jahr darauf fror es am Ende des Mayes und zu Anfang des Junius im Mittag aus sehr stark, wovon der Wiesewachs so viel Schaden nahm, dass die Einwohner wenig oder gar kein Winterfutter für ihr Vieh bekamen. Gemeiniglich pflegt auch drauf eine Hungersnoth zu folgen, woran man in den Isländischen Chronicken viele Exempel findet.
Ausserdem kommt auch jährlich mit dem Eise eine bald grössere, bald geringere Anzahl Bären, die besonders unter den Schaafen vielen Schaden anrichten. Die Isländer pflegen daher, um dies zu verhindern, einen solchen Gast, sobald er sich sehen lässt, zu tödten, oder sich auch Mann für Mann zu versammeln, und ihn wieder zurück auf das Eis zu jagen, womit er auch oft vom Lande wieder abtreibt. In Ermangelung des Schiessgewehr bedienen sie sich dabey oft der Spiesse. Die Regierung selbst sucht das Volk auf alle Art dazu zu ermuntern, indem sie für jeden getödteten Bären 10 Reichsthaler Prämium oder Schiessgeld bezahlt, und dem, der ihn getödtet hat, noch dazu die Haut abkauft, die ein Regal ist, und an niemand als an den König verkauf werden darf. (*)
(*) Als etwas besonders kann man bemerken, dass die Kaufleute vordem lebendige Bären von Norwegen nach Island geführt haben, deren Fleisch das alte Kirchengesetz den Isländern auch zu essen erlaubte. Siehe Kristin rettr. Kiböt. 1776. S. 132.
Dass dies Treibeis grösstentheils aus Salpeter bestehen solle, und zu Verfertigung des Pulvers gebraucht werden könne, ist beydes gleich ungereimt; und doch hat es einige gegeben, die solches haben behaupten wollen, welche zu widerlegen es aber nicht der Mühe werth ist.
Noch muss ich zwo andere grosse Unbequemlichkeiten, denen Island unterworfen ist, hier anführen: nemlich die nicht ungewöhnliche Skrida und Sniöflod. Das erste ist, wenn grosse Stücken eines Berges herabstürzen, und die unten am Fusse desselben liegende Ländereyen und Häuser zerstören. Die geschah im Jahr 1545, wodurch in Vatndal der ganze Bauerhof Skistedr verwüstet, und dreyzehn Menschen lebendig begraben wurden. Das andere hingegen ist eine Würkung der gewaltigen Menge von Schnee, der die Gebirge bedeckt, wenn er in grossen Klumpen herunter rollet, und vielen Schaden thut. So wurden dadurch im Jahr 1699 in der Nacht zween Höfe in Kiosar Syssel mit Menschen und Vieh zerstört und überschüttet.
Das Klima ist sonst nicht ungesund, denn die gewöhnliche Wärme ist weder besonders stark, noch die Kälte ungewöhnlich strenge. Doch hat man Beyspiele, dass das Quecksilber im Farenheitischen Thermometer ganz bis in die Kugel gefallen, welches 24 Grad unter dem Gefrierungspunkt ist, da es zu anderer Zeit bis 104 Grad gestiegen war.
Es lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, in wie weit die Kälte in neuern Zeiten dort ab oder zugenommen habe, da niemand vor Horrebow im Jahr 1749 Wetterbeobachtungen daselbst angestellt hat. Der Probst Gudlaug Thorgeirsson hat solche nach ihm fortgesetzt. Vom Jahr 1769 an, hat Herr Eyolfr Jonson, der vorher Mitgehülfe des Observators auf dem runden Thurme in Kopenhagen war, Beobachtungen angestellt. Er erhielt hier von der Regierung eine gewisse Besoldung als erster Observator auf Island (*). Er hatte sein Observatorium zu Arnarhol bey Reykarvik, und bediente sich in einem von ihm erfundenen Fernglase, des Isländischen sogenannten schwarzen Agats, statt des angelaufenen Glases.
(*) Er ist im Jahr 1775 gestorben.
Gewitter hört man selten, und mehrentheils nur sowohl im Sommer als im Winter in der Nähe der feuerspeyenden Berge; allein Nordscheine erblickt man sehr oft und ganz ungewöhnlich stark. Bisweilen sieht man auch Irrlichter, und eine Art ignis fatuus, das sich an Menschen und Kreaturen anhängt.
Unter andern Luftbegebenheiten verdienen auch genannt zu werden rosabaugur, oder Ringe um den Mond, die schlecht Wetter vorbedeuten; hia-solar, Neben-Sonnen, deren man bisweilen eine bis neune sieht (*); viga knöttur, Feuerkugeln, die man in der Luft erblickt, und die wenn sie länglich sind, wügabrandur genannt werden; endlich auch halestiernor, Kometen, deren oft in Chroniken gedacht wird.
(*) S. des Lagman Egert Olafsen [Eggert Ólafsson, 1726-1768] und des Landphysici Biarne Povelsens [Bjarni Pálsson, 1719-1779] Reise durch Island. 1774 und 1775 in 4. 2 Th. S. 161.
Mit der Ebbe und Fluth, welche die Isländer flod und fiara nennen, verhält es sich hier wie an andern Orten; sie ist stärker, wenn man Neumond oder Vollmond hat, als sonst, am stärksten aber zu der Zeit, wenn sich Tag und Nacht einander gleich sind.
Da ich hier von der Beschaffenheit des Landes rede, so kann ich die Erdbeben nicht mit Stillschweigen vorbeygehen, die häufig vorfallen, besonders wenn neue Feuerauswürfe bevorstehen. Im September des Jahrs 1755 fühlte man innerhalb einigen Tagen funfzehn starke Stösse, und es ist gar nicht ungewöhnlich, dass solche ganze Höfe über den Hauden werfen, und dass grosse Berge davon in Stücken springen, wie man weiter unten aus dem Abschnitte sehen wird, der von den Entzündungen in Island handelt.
In einem so gebirgigten Lande, wo kein Ackerbau ist, und wo es keinen andern Handel giebt, als der bey Ankunft der Dänischen Schiffe durch Vertauschung von Waaren geschicht, kann man keine gute Wege erwarten. Man gebraucht auch weder Karren noch Schlitten im ganzen Lande, und kann an vielen Stellen nicht einmal ohne Schwierigkeit und Gefahr reiten, daher auch einige Wege die Namen ofaerur, halfavegur, höfdabrecka illaxlif u.s.w. erhalten haben. Sie werden selten in Meilen eingetheilt, sondern in thingmannaleid, das ist, so weit ein Mann, der nach einem Ort reiset, wo Gericht gehalten zu werden pfelgt, in einem Tag zurücklegen kann; welches ohngefähr drey und eine halbe Schwedische, oder vier Isländische Meilen beträgt.
Vordem sind an einigen Orten Häuser für Reisende erbauet gewesen, die Thiod-brautar-skaala genannt worden; allein jetzt bedient man sich allenthalben der Kirchen dazu.
Wenn die Isländer nach den Häfen reisen, um dort ihre Fische u.d.m. zu vertauschen; so haben sie zwanzig, dreyssig, ja wohl mehrere Pferde bey sich, davon die meisten mit einer Last von ungefähr 15 bis 16 Lispfund beladen sind. Es gehen auch allezeit einige los beyher, falls andere ermüden sollten, und diese werden lest genannt. Der Mann, der solche führt, und lestamadur heisst, reitet voran, und hat einen Hund bey sich, der so abgerichtet ist, dass er jedes Pferd, das aus dem rechten Wege geht, durch einen gewissen Ton, wieder an seinen Platz treibet. Futter darf man nicht mit sich führen, denn auf Weide kommt es niemanden so genau an.
Die Volksmenge kommt der Grösse des Landes keinesweges gleich. Sie ist in vorigen Zeiten viel grösser gewesen, als jetzt; allein ausser dem sogenannten Digertodt und andern ansteckenden Seuchen, worunter die Pest in den Jahren 1402 bis 1404 besonders viele Menschen wegnahm, sind manche Plätze aus Hungersnoth ganz wüste geworden. Die Pocken tödteten in den Jahren 1707 und 1708 über 16000 Personen (*), so dass die Anzahl der Menschen jetzt nicht höher als zu 60000 gerechnet werden kann.
(*) Finnaei Hist. Eccles. T. III. S. 225.