Troils

Kapi Tel 11

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Eilfter Abschnitt.

Von den in Island im Schwange gehenden Krankheiten.

Das Clima des Landes, und die dort befindliche reine Luft, trägt ungemein viel dazu bey, die Isländer stark zu machen, ob gleich ihre Nahrung und ihre Lebensart ihnen daran oft hinderlich seyn mag. So geniessen z.E. ihre Kinder nicht länger als zwey bis drey Tage der Muttermilch, und werden hernach mit Kuhmilch aufgezogen, die in theuern Jahren mit Mehl und Wasser vermischt wird. Ich erinnere mich gehört zu haben, dass dies auch an einigen Orten in Finnland geschehen soll, allein die verschiedene Lebensart kann das in Island ungesund machen, was an andern Orten weniger gefährlich ist; und mir dünkt, dass ich überhaupt mit Grunde behaupten kann, dass die Nahrung und Lebensart in Island die Kräfte der Einwohner nicht vermehren könne. Man sieht auch selten, dass einer über 50 bis 60 Jahr alt wird, und die mehresten werden in ihren besten Jahren von vielen und harten Beschwerden angegriffen (*).

(*) Doch giebt es einige, die 80 Jahr und darüber alt werden, und darunter kenne ich den Herrn Biarne Helgesen, Pastor zu Schard, einen glücklichen und würdigen Greis.

Es ist besonders, dass unter dem weiblichen Geschlecht, welches dort so wie an andern Orten mehrentheils älter zu werden pflegt, als die Mannspersonen, diejenigen vorzüglich ein hohes Alter erreichen, die viele Kinder gehabt haben (**), deren es viele giebt, da die Weiber dort überhaupt sehr fruchtbar sind, und da man oft Mütter findet, die 12 bis 15 Kinder zur Welt gebracht haben (*).

(**) S. Egg. Olafsens Reise, Th. I. S. 10.

(*) Biarne Halldorsson gedenkt in seinen handschriftlichen Annalen eines Bauren, Gudmund Jonson zu Hualnaes, in Nordisland, dessen Frau in 21 Wochenbetten 24 Kinder gebohren hatte.

Unter den dort vorzüglich gangbaren Krankheiten, ist der Scharbock (**), die gemeinste.

(**) Seiner geschieht zuerst im Jahr 1289, in den Isländischen Sagen Meldung, wo er sich auf der Norwegischen Flotte zeigte, als König Erich mit Dänemark Krieg führte.

Bey einigen zeigt er sich auf eben die Art, wie bey uns, allein bey andern bringt er fürchterliche Symptomen hervor, und bekommt dann den Namen Liktraad, Aussatz, welcher doch nicht mit der vormals im Orient gewöhnlichen und schrecklichen Krankheit übereinkommt. Er zeigt sich hier in Geschwülsten, mehrentheils an Händen und Füssen, bisweilen aber auch an andern Theilen des Leibes. Die Haut wird glänzend und blauligt, die Haare fallen aus, Gesicht, Geschmack, Geruch und Gefühl nimmt ab, ja verschwinden oft ganz; an den Armen, den Füssen und im Gesicht zeigen sich Beulen; der Athem wird schwer und stinkend, man empfindet unglaubliche Schmerzen in den Gebeinen, ein Ausschlag breitet sich über den ganzen Körper aus, und endlich entstehen grosse Wunden, die den Kranken mehrentheils bis ins Grab begleiten.

Die Isländer gebrauchen dafür blutreinigende Decocte, trockne und nasse Bäder, worinn Wacholder gekocht worden, am meisten aber mercurialische Mittel, wodurch die Krankheit bey ihrem Anfang gehoben werden kann. Sie ist nicht ansteckend, aber doch erblich; und es ist merkwürdig, dass bisweilen zwo Generationen ganz frey davon seyn können; allein in der dritten zeiget sie sich aufs neue. Sie ist auch nicht immer gleich tödtlich, denn viele können zwanzig bis dreyssig Jahre damit geplagt seyn.

Die Gicht in den Händen, bekommen die mehresten Mannspersonen, die aufs Fischen ausgehen, vermuthlich, weil sie damit in der Kälte das nasse Fischergeräthe anfassen und regieren.

Die Rose, ist nicht selten. Sie gebrauchen dafür Regenwürmer, die sie lebendig auf die schadhafte Stelle binden, und zwar immer wieder frische, wann die ersten trocken sind, bis die Krankheit gehoben ist.

Die Gelbsucht, Brustfieber, Isländ. Pleuresie, die bisweilen ansteckend ist, und dann den Namen einer grassirenden Seuche bekommt, entstehen oft von Verkältungen.

Durchlauf, carcinoma infantum, und Milzsucht sind auch nicht selten, und obstructio mensium ganz gewöhnlich. Die Englische Krankheit hat sich auch in letzteren Jahren an einigen Orten gezeigt, venerische Krankheiten aber nicht eher als im Jahr 1753. (*).

(*) Man trägt sich im Lande mit verschiedenen Liedern über die Art und Weise, wie solche dahin gekommen seyn, und das gemeine Volk nennt Reikiaviks Fabrik die Franzosenfabrik, weil man einen Tuchfabrikanten in Verdacht hatte, sie dahin gebracht zu haben.

Ausser den blutreinigenden Kräutern (*), die sich in Island finden, giebt es dort sehr viele warme, sowohl trockne als nasse Bäder; die ihnen bey ihren Curen nicht wenig Nutzen schaffen (**).

Es ist dort eine Apotheck eingerichtet, auch sind vier Hospitäler für die Armen und Aussätzigen angelegt, worüber ein Landphysicus die Aufsicht hat, dem der Apothecker behülflich seyn muss.

(*) Trifolium fibrinum, sedum minus acre, Acetosa, Cochlearia, Patientia, Sisymbrium findet man fast allenthalben.

(**) Ausser den blutreinigenden Kräutern gebraucht man im Lande: Ephrasia officinarum für Augenkrankheiten, Ranunculus acris als ein Harntreibendes, die Wurzel von Rhodiola klein gestossen, und mit Butter vermischt, aber als ein schmerzstillendes Mittel, Plantavo mervia für Geschwüre, Wasser von Empetrum nigr. im Durchlauf und in der rothen Ruhr.


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